Behandlungsansätze bei Long Covid
Text: Robert Kriz
Seit Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie wird laufend deutlich, welche Vielzahl an Begleitproblemen eine Covid 19 Infektion im Langzeitverlauf mit sich bringen kann. Wie können Betroffene diese erkennen? Und wie unterscheiden sich diese Symptome von anderen ähnlichen Erkrankungen?
Zunächst die interessante Frage: Muss jemand, um an Long Covid zu erkranken, eine Infektion mit SARS-CoV-2 gehabt haben?
Wussten Sie, dass…?
Eine Studie im Jama Internal Medicine aus dem November 2021 zeigt, dass es beinahe gleich viele Probanden mit den Symptomen von Long Covid – aber ohne Nachweis einer Covid Infektion – gibt als Probanden mit einer nachgewiesenen Infektion.
Sind diese Patienten also alle als psychosomatisch zu behandeln? Nein, obwohl eine latente Depression oder Angststörung im Zuge der Pandemie sicher möglich und auch nicht unwahrscheinlicher geworden ist. Es gibt aber gleichzeitig auch andere Viruserkrankungen, wie reaktiviertes Epstein-Barr (Pfeiffer´sches Drüsenfieber), die ähnliche Leitsymptome (z. B. chronische Erschöpfung) aufweisen. Diese sind von Seiten der Atemfunktion, der Körperwahrnehmung und der Bewertungsmuster ähnlich zu behandeln, zum Teil bieten sich hier aber auch andere Behandlungsmöglichkeiten.
Welche Symptomkomplexe können sich unter anderem präsentieren?
Als erstes Leitsymptom der echten Covid 19 Erkrankung ist sicherlich die Lungenentzündung und die Gewebeveränderung der Lungen relevant. Auch Atemnot, Beklemmung, Einschränkung in der Beweglichkeit der Lungen und der lungenumgebenden Gewebe am Brustkorb und der angrenzenden Wirbelsäule sind Symptome.
Hier helfen passive, manuelle Behandlungen der betroffenen Strukturen gut, um den nötigen Bewegungsspielraum zu schaffen. Atemtherapeutische Übungen mit und ohne Trainingsgeräte ermöglichen es dem Patienten, Einschränkungen wieder wett zu machen.
Ich verwende dafür gerne das von Florian Pichler und mir entwickelte Programm der Atemmustersteuerung (AMS).
Covid 19 ist auch eine neurologische Erkrankung. Der Ausfall des Geruchs- und Geschmacksinnes ist ebenfalls ein Leitsymptom. Zur Behandlung von Geruchsverlust oder Fehlgerüchen (Dysosmie) empfiehlt es sich, Geruchstraining mit vormals gut bekannten, wohltuenden und starken Gerüchen und Essenzen.
Weitere Leitsymptome im Verlauf von Long Covid sind, neben den Atembeschwerden, vor allem akute und chronische Erschöpfungszustände und eine Antriebsminderung. Gezielte, gut dosierte und regelmäßige Trainingsmaßnahmen weisen den Weg aus diesem Dilemma.
Der Krankheitsanteil, der die Gefäße betrifft, ist durch Durchblutungstörungen, Missempfindungen und Schmerzen an Fingern, Händen und Füßen gekennzeichnet. Dieser lässt sich durch Techniken des Gefäßtrainings und der dosierten Kälteanwendung “Feuer & Eis” gut beeinflussen
Im Rahmen der “Breathworld-Methode” haben Florian Pichler und ich gemeinsam ein Behandlungsprogramm zur Long Covid Rehabilitation entwickelt:
Enthaltene Maßnahmen:
- Wiedererlangung von Atemraum
- Verringerung von Einschränkungen im Brustkorb, Hals und Rücken
- Verbesserung der Widerstandsfähigkeit gegen Stress
- Graded Exposure (stufenweise Kraft-Ausdauerbelastungspläne)
Weiters kann ich anbieten:
- Passive Behandlungsmethoden am Brustkorb, der Wirbelsäule und am Schädel
- Trainingsprogramme für die Selbstbehandlung
- Kälteapplikation zum Gefäßtraining
- Schulungsvideos für den Heimgebrauch
- Onlinegruppen und Teletherapie für kontaktsensible Patientengruppen
Es kann ein langer und anstrengender Weg werden, Long Covid zu überwinden. Mit konsequenten Maßnahmen können Sie ihn verkürzen. Damit alles wieder so wird, wie es vor der Erkrankung war.